Um Messmethoden, mit denen Chemikalien auf ihre gefährlichen Eigenschaften getestet werden können, zu validieren, suchen die BAM, die PTB und die Firma QuoData Prüflabore.
(mih) Die Ursachen für Unfälle – ob Explosion in einem Chemiewerk oder Brand auf einem Gefahrgutfrachter – können vielfältig sein. Prävention beginnt bereits im Prüflabor, wenn Chemikalien auf ihre gefährlichen Eigenschaften getestet werden. Sicherheitsfachleute, Beförderer oder Händler müssen sich darauf verlassen können, dass diese Tests richtig vorgenommen und bewertet werden. Ringversuche sind ein Mittel, um Messergebnisse auf ihre Zuverlässigkeit hin zu überprüfen. Daher startet die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Berlin, nun gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), Braunschweig, und der Firma QuoData, Dresden, drei weitere Ringversuche.
Die gefährlichen Eigenschaften von Gefahrstoffen und Gefahrgütern müssen bekannt sein, um die Risiken bei deren Handhabung richtig abschätzen zu können. Dazu sind Prüfmethoden entwickelt worden, die weltweit angewendet werden. Doch so manch eine Methodenbeschreibung lässt einen zu großen Interpretationsspielraum zu. „Wir müssen genau wissen, wie gut die Methode ist, mit der ein Gefahrgut oder Gefahrstoff klassifiziert wird“, sagt Dr. Peter Lüth, Wissenschaftler in der Abteilung 2 „Chemische Sicherheitstechnik“ der BAM, welcher das Ringversuchsprogramm federführend leitet. „Man kann durchaus auch einfache Methoden mit großen Fehlergrenzen wählen, aber das muss man angeben, damit die Sicherheitsfachleute korrekt bewerten und entscheiden können.“
Das erste Ringversuchsprogramm zur Einstufung von physikalischen Gefahren von Chemikalien startete Lüth bereits vor zehn Jahren. Eine Erfolgsgeschichte, denn heute beteiligen sich rund 90 Laboratorien weltweit an den Ringversuchen. BAM, PTB und QuoData haben deshalb ein gemeinsames Kompetenzzentrum zur Qualitätssicherung für Prüfungen von Gefahrgütern und Gefahrstoffen eingerichtet: CEQAT-DGHS (Centre for quality assurance for testing of dangerous goods and hazardous substances).
Derzeit werden drei neue Ringversuche, die 2017 und 2018 stattfinden sollen, vorbereitet, um Methoden zu validieren. Dabei handelt es sich um Prüfmethoden zur Korrosivität gegenüber Metallen (Prüfung C.1 gemäß Handbuch Prüfungen und Kriterien), von Stoffen, die in Berührung mit Wasser entzündbare Gase entwickeln (Prüfung N.5 gemäß Handbuch Prüfungen und Kriterien) und zur Bestimmung der unteren Explosionsgrenze von Gasen.
„Mit den Ringversuchen zeigen wir, wie gut die Methode geeignet ist und ob alle Laboratorien zu dem gleichen Ergebnis kommen. Nur auf die Erfahrung eines Prüfers oder einer Prüferin zu setzen, heißt noch lange nicht, dass die Messergebnisse richtig sind. Kontrollmöglichkeiten durch Training, Fortbildung, Referenzmaterialien oder Ringversuche sowie Qualitätssicherung von Arbeitsabläufen helfen, Fehler zu erkennen und zu vermeiden. So schaffen wir hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie“, so Lüth weiter.
Laboratorien, die sich auf diese Prüfungen spezialisiert haben, sind aufgefordert, an den Ringversuchen teilzunehmen.
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