Die erhoffte Erholung der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie im dritten Quartal 2024 ist ausgeblieben.
(mli) Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat seinen Quartalsbericht zur wirtschaftlichen Lage der Chemisch-pharmazeutischen Industrie veröffentlicht. Demnach erlebte sie im dritten Quartal 2024 einen deutlichen Rückschlag. Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie ging im Vergleich zum vorherigen Quartal saisonbereinigt um 2,5 Prozent auf insgesamt 51,1 Mrd. Euro zurück. Auch das Vorjahresniveau wurde mit einem Minus von 1,8 Prozent verfehlt. Viele Industriekunden hätten ihre Produktion gedrosselt, so der VCI. Somit sei auch die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen zurückgegangen.
Die Industrie befinde sich laut VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup in einer schweren Rezession und die Nachfrage nach chemischen Produkten sinke weiter. „Die Krise ist weitgehend hausgemacht“, sagt er. „Wir haben große strukturelle Probleme in Deutschland, die für unsere Industrie und unser Land immer mehr zur Last werden. Denn die Bedeutung einer starken Wirtschaft für Wohlstand, Sicherheit und politische Stabilität ist gewaltig.“
Im Vergleich zum Vorquartal sank die Produktion der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie um 2,7 Prozent. Auch die Kapazitätsauslastung nahm weiter ab und lag mit 74,8 Prozent unter der Rentabilitätsschwelle. Die erhoffte Chemienachfrage sei sowohl im In- als auch im Ausland ausgeblieben. Die schwache Nachfrage sowie sinkende Rohstoffkosten ließen die Erzeugerpreise im dritten Quartal im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten um 0,2 Prozent sinken, wodurch chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 0,3 Prozent günstiger als im Vorjahr waren.
Die schlechte wirtschaftliche Situation in der Chemie zeigt sich auch in rückläufigen Beschäftigtenzahlen. Aufgrund von Zuwächsen im Pharmabereich bleibt die Zahl der Arbeitsplätze von rund 479.500 Beschäftigten in der Chemisch-pharmazeutischen Industrie aber insgesamt auf einem weiterhin hohen und stabilen Niveau.
„Unsere Industrie braucht zeitnah niedrige Energiepreise, ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, schnellere Genehmigungen sowie weniger Bürokratie und Regulierungen aus Brüssel“, empfiehlt Große Entrup. Auch mit Blick auf die USA müsse eine neue Bundesregierung dringend für bessere Rahmenbedingungen sorgen.
Insgesamt trete die deutsche Wirtschaft laut VCI auf der Stelle. In den Unternehmen herrsche eine schlechte Stimmung und der Ausblick auf die kommenden Monate biete nur wenig Hoffnung. Sowohl der Inlands- als auch der Auslandsumsatz sei rückläufig. Für das gesamte Jahr 2024 rechnet der VCI bei der Produktion mit einem Wachstum von 2 Prozent. Beim Branchenumsatz werde statt eines leichten Wachstums nun ein Rückgang von 2 Prozent erwartet.
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