Verdichtung – Eine Branche im Wandel: Digitalisierung, Prozessoptimierung und Flächendeckung sind die Herausforderungen in dem durch Konsolidierung geprägten Stückgutmarkt. Es gilt, sich ständig zu verbessern.
Von Stefan Klein
Zum Jahreswechsel ging das lang angekündigte, deutschlandweite Stückgutnetz von Raben in Betrieb. 29, quer übers Land verteilte Standorte mit insgesamt 3.000 Mitarbeitern sowie zehn feste Partnerbetriebe sorgen nun für die Abwicklung von Sendungen von Flensburg bis Kempten, von Aachen bis Görlitz. Alle Standorte sind mit dem Hub nahe Eisenach, Deutschlands geografischem Mittelpunkt, verbunden. „Rund 95 Prozent der Transporte laufen aber als Direktverkehre zwischen den Betrieben ab“, so Daniel Rösch, Chef von Raben Deutschland. Ziel sei es, täglich 25.000 Sendungen im Netz zu bewegen.
Derzeit sind es aber noch deutlich weniger Sendungen, die über nächtlich 400 bis 500 Direktverkehre zwischen den Standorten befördert werden. Ein Teil des Transportvolumens wird mit den deutschlandweit rund 400 Lkw des Tochterunternehmens Raben Trucking abgewickelt. Für die Abholung und Zustellung im Nahverkehr bedienen sich die mit relativ hoher unternehmerischer Eigenständigkeit operierenden Niederlassungen – durchaus branchenüblich – Subunternehmern.
Expansionsplan abgeschlossen
Mit der Eröffnung des eigenen Stückgutnetzwerks schließt die Raben-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Polen hat, ihren Expansionsplan auf dem deutschen Stückgutmarkt zunächst ab. Dieser hatte 2005 mit der Übernahme der sechs in Nordrhein-Westfalen und Bayern gelegenen Niederlassungen von Birkart Systemverkehre begonnen und im letzten Jahr mit dem Kauf zweier Speditionen bei Karlsruhe seinen Abschluss gefunden. „Vorerst wollen wir keine weiteren Zukäufe tätigen“, so Rösch. Im Vordergrund stehe nun eindeutig, im neuen Netz schnellstmöglich eine hohe Effizienz bzw. schwarze Zahlen zu erreichen.
Raben war bis Ende 2017 mit immerhin noch sieben Standorten in der Stückgutkooperation System Alliance vertreten. Die Kooperation hat nun in folgenden neuen Partnern Ersatz dafür gefunden: Nellen & Quack Mönchengladbach, Emons Neubrandenburg, DTC Nürnberg, Niedermaier und Streit (beide für die Region Regensburg). Für die alten Raben-Standorte Heilbronn, Mittenwalde (Berlin) und Reichenberg (Würzburg) gibt es indes keinen Eins-zu-eins-Ersatz: In diesen Regionen kommen so genannte Korrespondenzpartner neu ins Netzwerk. „Hier haben wir eine offenere Struktur in der Zusammenarbeit vereinbart“, so System Alliance-Chef Georg Köhler. Die Korrespondenzpartner erfüllten aber die dieselben hohen Qualitätsanforderungen, etwa in der Zustellzeit, wie die regulären Systempartner.
Offener Verbund als Prinzip
Dies entspricht ohnehin der Philosophie des offenen Verbunds bei System Alliance. „Unsere Systempartner können seit jeher mit Drittpartnern zusammenarbeiten, die nicht Kooperationsmitglied sind“, so Köhler. Starre Partnerverträge würden nur die wirtschaftliche Entwicklung und Produktivität der Betriebe schwächen. Zudem sei es nicht zuletzt durch saisonale Spitzen schwierig, alle Mengen nur im eigenen Netz abzuwickeln.
Schon einige Zeit arbeitet System Alliance daher mit der Kooperation Cargoline zusammen, nicht wenige Speditionen machen inzwischen in beiden Stückgutkooperationen mit. „Die Herausforderung, Verbundpartner zu gewinnen, die überhaupt in der Lage sind, zur Verarbeitung der bestehenden Mengen ausreichend Kapazitäten zur Verfügung zu stellen, wächst“, so Cargoline-Chef Jörn Peter Struck. Nicht in jeder Region gibt es also so viele große Stückguttransporteure, dass jede Kooperation die Qual der Wahl bzw. einen Partner nur für sich hätte.
Ende 2017 bekräftigten System Alliance und Cargoline ihre Kooperation, bei der es vor allem darum geht, gewisse Abläufe für die Partner mit Doppel-Mitgliedschaft zu vereinfachen. Ziel sei es, die Auslastung zu verbessern und Strecken zu verkürzen – letzteres vor dem Hintergrund maroder bzw. überlasteter Straßeninfrastruktur. Beide Kooperationen wollen ihre Eigenständigkeit ausdrücklich beibehalten.
Kooperation von Kooperationen
Schon zuvor wurden Kooperationen von Kooperationen bekannt. So hatten Vernetzte-Transport-Logistik (VTL) und International Logistic Network (ILN) Ende 2016 vereinbart, gemeinsam mit der Kooperation Star die Gründung einer Dachgesellschaft zu prüfen. Vor einem Jahr gründeten VTL und ILN dann eine Spedition. 24plus und Online Systemlogistik arbeiten sogar an einem Konzept für eine Fusion, die Verhandlungen ziehen sich schon länger hin.
Generell ist in der Stückgutbranche in den letzten Jahren ein Konzentrationsprozess durch Firmenübernahmen zu verzeichnen. Jedes Jahr verliert dieses Transportsegment in Deutschland fünf bis zehn Speditionen. Neben Nachfolgeproblemen macht den oft inhabergeführten Unternehmen vor allem eins zu schaffen: trotz langfristig steigender Sendungsmengen dauerhaft profitabel zu wirtschaften.
Besonders schlecht steht es um den ausliefernden Nahverkehr in Ballungsräumen: Stückgutspediteure haben hier oft große Zustellgebiete mit vielen Empfängern abzudecken, indes werden die Sendungen tendenziell kleiner – zumal im immer wichtigeren B2C-Geschäft an Endverbraucher, das viele Versender mit Hilfe des Online-Handels neben dem klassischen B2B-Bereich vorantreiben. Spieltürme, Waschmaschinen, E-Bikes usw. sind aber bei den Stückgutspediteuren unbeliebt. „Im Schnitt fallen pro Sendung zwei Telefonate an, um einen Zustelltermin zu vereinbaren, und dann ist manchmal doch niemand zu Hause“, so Struck. Auch sei es schwierig, die Routenplanung mit den Wunschterminen der Kunden in Einklang zu bringen. Daher führte Cargoline vor kurzem ein neues Preismodell ein, das Partnerbetrieben die aufwändigen Privatzustellungen der zudem oft sehr sperrigen Sendungen intern höher vergütet.
So ein Modell hat auch IDS eingeführt. 2017 nahm man eine neue Generation mobiler Datenerfassungsgeräte in Betrieb, mit denen auch die Dauer einer Auslieferung erfasst wird. Dies führt laut Geschäftsführer Michael Bargl zu einer aufwandsgerechten Bepreisung, die sich bisher nur an Sendungsgewicht und Entfernung orientierte. Zudem hat IDS Anfang 2018 in Hamburg, Bremen und Heilbronn drei zusätzliche Standorte ins Netz integriert, um in Metrolpolregionen doppelt vertreten zu sein.
(aus: gela 03/18, www.gefaehrliche-ladung.de)
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