Schweiz: mehr Sicherheit bei Chlortransporten

Die Wirtschaft, die SBB und Behörden haben eine zweite Gemeinsame Erklärung unterzeichnet, um das Risiko bei diesen Beförderungen im Nachbarland weiter zu senken.

(mih) In der Schweiz sollen Chlortransporte per Bahn noch sicherer werden. Dazu haben die Wirtschaft, die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und Behörden eine zweite Gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Sie umfasst das Ziel, das Risiko um einen Faktor 10 zu reduzieren, sowie ein Paket bereits laufender und bis 2018 umzusetzender Maßnahmen. Zu den verpflichtenden Maßnahmen gehören langsamer fahrende Züge, kürzere Routen und die Verwendung des besten verfügbaren Rollmaterials. Zudem wollen die Partner danach auch weitere Möglichkeiten zur deutlichen Risikoreduktion prüfen und umsetzen.

Unter der Leitung des schweizerischen Bundesamtes für Umwelt (BAFU) befasste sich eine Arbeitsgruppe seit 2015 auf Grundlage der schweizerischen Störfallverordnung (StFV) mit möglichen Maßnahmen, um die Chlortransporte auf der Schiene noch sicherer zu gestalten. Sie analysierte Optionen in den Bereichen Objektschutz, Produktion vor Ort, Beschaffungsrouten, Transportvorschriften und Kesselwagen. Ein besonderes Augenmerk galt dem Genferseebogen, da die Großverbraucher im Wallis zurzeit das Chlor vornehmlich aus Frankreich (Raum Lyon/Grenoble) importieren und entlang des Genfersees per Bahn transportieren. Wegen der Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung in diesem Gebiet würden dort die Risiken ohne entsprechende Sicherheitsmaßnahmen in Zukunft zu stark steigen.

Als Sofortmaßnahme hat die SBB bereits 2015 für die Chlorkesselwagen eine Güterzugverbindung geschaffen, welche mit reduzierter Geschwindigkeit durch die dicht besiedelten Gebiete um Genf und Lausanne verkehrt. Zudem muss der Güterzug für den Wechsel der Lokomotive nun nicht mehr in den Güterbahnhof La Praille (GE) fahren. So entfällt die Doppelbefahrung der Strecke zwischen Jonction und La Praille. Damit hat sich die SBB schärfere Bestimmungen auferlegt, als sie für ausländische Bahnen gelten.

Die Industrie will versuchen, das Chlor für die Betriebe im Wallis auf einem kürzeren, weniger dicht besiedelten Weg zu importieren. Zudem will sie so rasch wie möglich mit ihren Lieferanten und Transporteuren aushandeln, sämtliche Importe nur noch mit den aktuell sichersten Kesselwagen zu befördern. Diese Mehrkosten werden den Transportpreis erhöhen und von den Großverbrauchern getragen.

Das schweizerische Bundesamt für Verkehr (BAV) wird zusammen mit der SBB prüfen, ob in der Schweiz künftig die Chlorkesselwagen nur noch mit Sonderzügen und reduzierter Geschwindigkeit transportiert werden können. Sollte das vereinbarte Ziel für die Risikoreduktion mit den verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen nicht erreicht werden, werde eine Transportbeschränkung für Chlorkesselwagen ins Auge gefasst. Zudem werden Bahnstrecken auf Hindernisse überprüft, die bei einer möglichen Entgleisung die Tankwände der Kesselwagen beschädigen könnten.

Für die Zeit bis 2025 wird eine gemeinsame Roadmap erstellt, um eine weitere Senkung des Risikos zu erreichen: So wird neben alternativen Bezugsquellen eine völlig neue Generation von Kesselwagen diskutiert, welche das Transportrisiko weiter senken können. Auch die Schaffung besserer Voraussetzungen für die Produktion von Chlor vor Ort, in einer neuen Anlage in der Nähe der Großverbraucher, soll weiter geprüft werden.

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