Bits and Bytes statt Tinte und Papier

(ur) Die Digitalisierung auf Seeschiffen macht auch vor Tagebüchern auf Seeschiffen nicht halt. Wurden die umgangssprachlich auch Logbücher genannten Aufzeichnungen bisher traditionell in Papierform geführt, wächst auch hier die Nachfrage nach digitalen Angeboten. Die Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr hat nun die Software eines Herstellers für ein E-Seetagebuch zugelassen. Ab sofort können Reedereien diese Software an Bord ihrer deutschflaggigen Seeschiffe einsetzen. Auch digitale MARPOL-Tagebücher können ab sofort genehmigt werden.

Die Zulassung basiert auf den beiden internationalen technischen Vorgaben ISO 21745 und der IMO-Entschließung MEPC.312(74) - es gibt also keine deutschen Sonderstandards. Für die Zulassung ist die BG Verkehr/Dienststelle Schiffssicherheit zuständig, die technische Prüfung übernimmt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) oder eine anerkannte Klassifikationsgesellschaft.
Mit dem neuen Zulassungsverfahren ist die gesamte Bandbreite von Tagebüchern auch in digitaler Form möglich:

• Schiffstagebücher mit dem Brückenbuch als Nebenbuch,

• Maschinentagebücher mit dem Peil- und dem Manöverbuch als Nebenbücher,

• MARPOL-Tagebücher im Umweltschutzbereich mit dem Öl-, dem Ladungs- und dem Mülltagebuch als die wichtigsten Tagebücher und

• medizinische Tagebücher (Krankentagebuch, Betäubungsmittelbuch).

Zusätzlich zu der produktbezogenen Zulassung können Reedereien wunschgemäß auch eine schiffsbezogene Zulassung von MARPOL-Tagebüchern bei der BG Verkehr beantragen. Eine solche zusätzliche Zulassung sieht die Entschließung MEPC.312(74) des Meeresumweltausschusses der IMO ausdrücklich vor. Die BG Verkehr stellt auf Antrag eine Zulassung für das jeweilige Schiff aus.

Weitere Informationen zu ihrem Zulassungsverfahren für elektronische Tagebücher hat die BG Verkehr in einem neun Seiten umfassenden Dokument (Stand 1. Februar 2022) zusammengefasst. Zudem wurde eine Auflistung der bisher zugelassenen elektronischen Tagebücher erstellt. Es wird damit gerechnet, dass in Kürze auch weitere Hersteller Zulassungsanträge stellen werden.