Wie können Elektroautos sicher auf See transportiert werden?

Der Dachverband der Transportversicherer (IUMI) gibt Empfehlungen, wie von Elektroautos verursachte Brände auf Schiffen bekämpft werden können

(ur) Angesichts der Diskussion um Schiffsbrände beim Transport von Elektroautos hat der Dachverband der Transportversicherer – International Union of Marine Insurance (IUMI) – eine neunseitige Informationsschrift „Best practice & recommendations for the safe carriage of electric vehicles (EVs)“ (Stand 1. September 2023) veröffentlicht. Im Blickpunkt der Publikation ist der Transport von EVs auf zwei verschiedenen Schiffstypen, Pure Car and Truck Carriers (PCTCs) und Ro/Ro-Schiffen. Dabei treten je nach Schiffstyp im Brandfall unterschiedliche Problemlagen auf.

So kann bei vielen Ro/Ro-Schiffen, auf denen Autos auf offenen Decks verstaut sind, der Luftstrom die Brandbekämpfung erschweren. Bei Ro/Pax-Schiffen (auf denen auch zusätzlich Passagiere befördert werden) kommt (als Risiko) hinzu, dass Passagiere ihre Autos an Bord aufladen möchten und auch Autos an Bord sind, die älter und möglicherweise weniger sicher sind. Bei PCTC-Schiffen hingegen werden Fahrzeuge auf engstem Raum transportiert, was wenig Platz für den Zugang im Notfall lässt, und die schnelle Ausbreitung eines Feuers begünstigt.

Vor diesem Hintergrund kommt IUMI zu folgenden Schlussfolgerungen:

  • Die frühzeitige Erkennung und Verifizierung/Bestätigung von Bränden ist von entscheidender Bedeutung, um die Zeit zwischen der Erkennung und der Brandbekämpfung auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu könnten neben den herkömmlichen Systemen auch Wärmebildkameras und KI-gestützte Systeme gehören.
  • Drencher-Anlagen (Regenvorhänge) sind effektiv für die Brandbekämpfung an Bord von Ro/Ro- und Ro/Pax-Schiffen sowohl bei Elektroautos als auch bei Autos mit Verbrennungsmotor und sollten zusammen mit Videoüberwachungssystemen installiert werden.
  • CO2-Löschsysteme sind, wenn sie schnell eingesetzt werden, erfolgreich bei der Bekämpfung von PCTC-Bränden und ihre Kapazität sollte verdoppelt werden. Leichtschaum-Feuerlöschanlagen haben sich auch als wirksam erwiesen, um die Wärmeübertragung von einem Fahrzeug auf ein anderes zu verhindern.
  • Eine frühzeitige, verifizierte Erkennung und eine kurze Reaktionszeit sind entscheidend, um einen Brand erfolgreich zu bekämpfen. An Bord von PCTCs sollten immer feste Systeme angewendet werden, bevor eine manuelle Brandbekämpfung eingesetzt wird.
  • Es ist eine klare Richtlinie erforderlich, nach der Fracht angenommen oder abgelehnt wird. Fahrzeuge sollten überprüft werden, wobei Gebrauchtfahrzeuge sorgfältig auf versteckte Schäden überprüft werden.
  • Das Aufladen von EVs an Bord von Ro/Pax-Schiffen sollte vorbehaltlich einschlägiger Risikobewertungen und Kontrollmaßnahmen zulässig sein. Sicherheitsmechanismen, die in Elektrofahrzeugen eingebaut sind, werden in der Regel während des Ladevorgangs aktiviert.

Weiter weist IUMI darauf hin, dass der Unterausschuss für Schiffssysteme und -ausrüstung (SSE) der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ab März 2024 mit der Arbeit an der „Bewertung der Angemessenheit von Brandschutz-, Erkennungs- und Löschmaßnahmen in Fahrzeug-, Sonderkategorie- und Ro/Ro-Räumen zur Verringerung des Brandrisikos von Schiffen mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben)“ beginnen wird.

Das vollständige Papier „Best practice & recommendations for the safe carriage of electric vehicles (EVs)“ kann kostenlos von der Webseite der IUMI heruntergeladen werden.

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