Vergleich – In einem Pilotprojekt des Landesbetriebs NRW wurden zwei gängige Verfahren zur Beseitigung von Ölspuren auf Straßen analysiert. In den meisten Fällen ist der Einsatz von Bindemitteln ausreichend.
(Berthold Birnthaler) Das Beseitigen von Ölspuren gab in der Vergangenheit immer wieder Anlass zu Diskussionen. Hier stehen die Feuerwehren und Straßenmeistereien mit dem Einsatz von Ölbindemitteln gewissermaßen in Konkurrenz zu diversen Privatanbietern, die eine maschinelle Ölspurbeseitigung bzw. Nassreinigung anbieten.
Um die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahren zu dokumentieren, initiierte der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) 2008 ein Projekt. Hierfür wurde ein Gebiet im Bundesland ausgewählt und für dieses ein Rahmenvertrag mit einem Privatunternehmen mit 24-Stunden-Rufbereitschaft geschlossen. In einem Referenzgebiet hingegen wurde die Ölspurbeseitigung wie bisher durch die zuständigen Feuerwehren und Straßenmeistereien des Landesbetriebes durchgeführt.
Art und Größe der Verunreinigung sowie Aufwand und Kosten der Reinigung wurden für beide Bereiche dokumentiert, die Auswertung der Daten erfolgte durch einen Gutachter. Es sollte auf diese Weise geklärt werden, ob durch den Einsatz von Privatfirmen die Feuerwehren entlastet werden kann und welchen Einfluss dies auf die Kosten des jeweiligen Einsatzes hat.
Im Projektzeitraum wurden insgesamt 394 Ölspur-Einsätze registriert, wobei es im Gebiet des Privatunternehmens etwas mehr Einsätze gab. Es handelte sich in drei von vier Fällen um so genannte Ölspuren und ansonsten um flächige Verunreinigungen, wie sie bei nahezu jedem Unfall auftreten (22 Prozent), sowie um Fehlalarme (3 Prozent).
Ergebnisse
Auf die notwendige Alarmierung der Feuerwehr kann auch durch einen Rahmenvertrag mit einer privaten Reinigungsfirma nicht verzichtet werden. Allein aus Gründen der Rechtssicherheit und des Umweltschutzes ist der Einsatz der Feuerwehr bei Ölunfällen zur Gefahrenabwehr unabdingbar. Die übliche Hilfsfrist von acht bis zehn Minuten kann nur durch die Feuerwehr aufrecht erhalten werden. Die Straßenmeistereien waren in der Regel nach zirka 15 Minuten am Einsatzort. Die Privatfirmen benötigten hingegen 30 bis 60 Minuten. Die Zahl der Einsatzkräfte, die bei Ölverunreinigungen von Privatfirmen und Straßenmeistereien eingesetzt wurden, lag meist bei zwei Mitarbeitern. Die Feuerwehren setzten im Mittel fünf bis zehn Einsatzkräfte ein. Dies erklärt sich dadurch, dass bei einer Alarmierung der Feuerwehr die jeweilige Alarm- und Ausrückordnung zugrunde gelegt wird. Es müssen zusätzliche Einsatzkräfte zur Unfallstellenabsicherung und zum Brandschutz abgestellt werden.
Im Rahmen der Einsatzdokumentation wurden die Ölverunreinigungen entsprechend ihrer Ausmaße in vier Kategorien aufgeteilt. Die Auswertung der Einsätze hat gezeigt, dass dabei die Ölverunreinigungen geringer Größe mit rund 40 Prozent die häufigste Kategorie darstellen. Mit zunehmender Größe nehmen die Fallzahlen ab. Für die vier definierten Kategorien sind die Ergebnisse in der Tabelle unten zusammenfassend dargestellt.
Das Projekt hat verdeutlicht, dass es sich bei den meisten Schadensfällen um kleinere Verunreinigungen handelt. Hier sollte die bisherige, gängige Praxis der Reinigung mit Bindemitteln durch Feuerwehren und Straßenbaulastträger beibehalten werden. Bei der Betrachtung der Kosten zeigt sich, dass aufgrund der im Vergleich zu den Nassreinigungsfirmen günstigen Kostensätze der Feuerwehr der Einsatz dieser Reinigungsfirmen erst bei Ölverunreinigungen ab einer großen Ausdehnung empfehlenswert wird.
Wichtig ist schließlich bei jedem Einsatz auch, dass die Umweltschäden nicht vergrößert werden und ein Eindringen von wassergefährdenden Stoffen (Benzin, Öle, Diesel, Kühlmittel u.a.) in das Erdreich, die Kanalisation und in den Straßenbelag wirksam verhindert wird. Daher ist auf den schnellen Einsatz von Bindemitteln aus Umweltschutzgründen nicht zu verzichten.
Ausmaß der Verunreinigung |
Empfehlung auf Basis der Projektergebnisse |
gering (bis zu 250 m Spur oder 25 m2 Fläche) |
Im Regelfall ist eine Reinigung mit Bindemitteln durch die Feuerwehr oder die Straßenbauverwaltung schneller und günstiger, als der Einsatz maschineller Verfahren. |
gering bis mittel (250-1.000 m Spur/25-100 m2 Fläche) |
Eine ausschließliche Reinigung mit Bindemittel ist auch hier im Regelfall ausreichend schnell, wenn genügend Einsatzkräfte vor Ort sind. Im Einzelfall kann eine maschinelle Unterstützung, insbesondere bei langen Ölspuren, die Einsatzdauer verkürzen. |
mittel bis groß (1.000-3.000 m Spur/100-500 m2 Fläche) |
Die Einsatzdauer kann durch Hinzuziehung maschineller Reinigungsverfahren deutlich verkürzt werden. Die Kosten für die Dienstleister aus dem Rahmenvertrag liegen im Bereich reiner Feuerwehreinsätze. |
groß (mehr als 3.000 m Spur/500 m2 Fläche) |
Sowohl im Hinblick auf die Einsatzdauer und Kosten ist die Hinzuziehung maschineller Reinigungsverfahren (Kehrmaschine oder Nassreiniger) sinnvoll. |
(aus: gela 08/13, www.gefaehrliche-ladung.de)
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