Künftig können sich Einsatzkräfte nach einem Transportunfall mit Chemikalien werksärztlich beraten und ggf. untersuchen lassen. Zudem will TUIS die Kooperation mit öffentlichen Feuerwehren weiter stärken.
(mih) Das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) der Chemischen Industrie will seine Unterstützung für Feuerwehren und andere Rettungskräfte mit einem neuen Angebot verstärken: Wer bei einem Transportunfall mit Chemikalien im Einsatz war, kann sich anschließend werksärztlich im Rahmen eines sog. Human-Biomonitorings (HBM) beraten und ggf. untersuchen lassen.
Dieses Vorhaben stellte Dr. Peter Schäfer, neuer Vorsitzender des Arbeitskreises TUIS im Verband der Chemischen Industrie (VCI), vor Kurzem auf einer Pressekonferenz bei Aurubis in Hamburg, deren Werkfeuerwehr seit 2014 Teil des TUIS-Netzwerkes ist, vor. „Die öffentlichen Gefahrenabwehrkräfte sollen künftig vom besonderen Know-how unserer Werksärzte profitieren“, betonte Schäfer. „Damit wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung noch stärker als bisher gerecht werden.“
In der Chemischen Industrie sei es nach einem Einsatz bereits Standard, die beteiligten Werkfeuerwehrleute ärztlich zu beraten. Wenn notwendig, werde ein HBM vorgenommen. Dabei wird mit analytischen Methoden nach chemischen Stoffen im Körper gesucht und ihre Konzentration gemessen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob Rettungskräfte Gefahrstoffe durch Einatmen, über die Haut oder durch Verschlucken aufgenommen haben.
Mehrere VCI-Mitgliedsunternehmen treffen Vorbereitungen, um diesen Service im laufenden Jahr auch öffentlichen Gefahrenabwehrkräften anzubieten. Wenn Mitglieder von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren dieses Angebot nach einem Einsatz nutzen möchten, können sie sich künftig an eine TUIS-Werkfeuerwehr in der Nähe des Einsatzortes wenden. Von dort werden sie zu einem Werksarzt weitergeleitet und entsprechend betreut.
Schäfer präsentierte außerdem erste Erkenntnisse aus der „TUIS-Zukunftsstudie“, welche der VCI mit Blick auf die zurückgehenden Einsätze sowie die demographische Entwicklung bei den Werkfeuerwehren und in der öffentlichen Gefahrenabwehr bei der Bergischen Universität Wuppertal in Auftrag gegeben hat. Darin wird die Rolle der Chemie-Werkfeuerwehren bis 2030 beleuchtet. „In der Vernetzung der Werkfeuerwehren mit Personal, Technik und Know-how sieht die Studie eine der besonderen Stärken von TUIS“, sagte Schäfer. Diese Vernetzung sei auch weiter essenziell.
Um TUIS fit für die Zukunft zu machen, empfiehlt die Studie zweierlei: Das bestehende Fachwissen der Werkfeuerwehren müsse gesichert werden. So ließe sich einem Kompetenzverlust methodisch entgegenwirken. Darüber hinaus sollten der bisherige Austausch und die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Feuerwehren in einem kooperativ-integrativen Ansatz weiter ausgebaut werden. Die Werkfeuerwehren der Chemischen Industrie wollen nun mithilfe der Studienergebnisse bis Ende 2017 eine Strategie für die künftige Ausrichtung von TUIS ableiten.
TUIS leistet seit 1982 bei Transport- und Lagerunfällen mit chemischen Produkten in Deutschland per Telefon oder am Unfallort fachliche Hilfe. Rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr. Berufs- und Freiwillige Feuerwehren, Polizei oder andere Katastrophenschutzhelfer sowie die Deutsche Bahn können bei den TUIS-Werkfeuerwehren kostenlos telefonische Beratung (Stufe 1), Fachleute vor Ort (Stufe 2) und technische Hilfe (Stufe 3) anfordern. An TUIS sind rund 130 Chemieunternehmen mit ihren Werkfeuerwehren und Fachleuten beteiligt.
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