Re-Bottling – Der mittelständische IBC-Hersteller Werit will sein Cross Bottling-Geschäft mit "PackOne" forcieren. Dafür bauen die Altenkirchener Partnerschaften in der Industrie und der Rekonditionierbranche aus.
(skl) Werit hatte den jahrelangen Patentrechtsstreit mit dem weltgrößten IBC-Hersteller Schütz gerade endgültig gewonnen, da kaufte Ende des Jahres 2013 das US-amerikanische Unternehmen Greif, weltweit führender Anbieter von Industrieverpackungen, den Rekonditionierer pack2pack im rheinland-pfälzischen Mendig auf. Werit hatte bis dato mit pack2pack über fast zehn Jahre ein Joint Venture für die Wiederaufarbeitung von IBC unter der Marke "PackOne" betrieben. Da aber Greif sich zwei Jahre zuvor auch den IBC-Hersteller Fustiplast einverleibt hatte, bestand sowohl von Seiten Greifs als auch von Werit wenig Interesse, das Joint Venture fortzuführen.
Werit musste sich nach neuen Partnern in der Rekonditionierbranche umsehen. Oder sollte das mittelständische Unternehmen, das heute über zehn Fertigungs- und Vertriebsstandorte in sieben europäischen Ländern verfügt, künftig selbst versuchen, gebrauchte IBC zurückzunehmen und zu rekonditionieren? Andere IBC-Hersteller betreiben Rekonditionierung schließlich auch in Eigenregie (zum Beispiel Schütz) oder über Tochterunternehmen (Mauser).
Entscheidung fürs Kerngeschäft
Die Entscheidung bei Werit fiel dann ziemlich schnell für die Konzentration aufs Kerngeschäft. "Wir haben inzwischen europaweit Partnerschaften mit herstellerunabhängigen Rekonditionierbetrieben auf den Weg gebracht", sagt Hartmut Müller, Market Manager für Rekonditionierung bei Werit. Nun gelte es, zusammen mit den Rekonditionierern die Vermarktung des neubelebten Rücknahmesystems in den verschiedenen Verwenderbranchen, d.h. bei den jeweiligen Befüll- und Entleerbetrieben, sowie den Absatz der wiederaufgearbeiteten "PackOne"-IBC zu forcieren.
Cross Bottling vs. Re-Bottling
Im Unterschied zu anderen IBC-Herstellern kann Werit bei der Rekonditionierung von Kombinations-IBC die vor etwa einem Jahrzehnt von Werit entwickelte "Unibottle" auch für die Rahmenkonstruktionen verschiedener anderer Hersteller verwenden. Wird in einen Gitterrahmen ein Innenbehälter eingesetzt, der nicht vom Original Equipment Manufacturer (OEM, ursprünglicher Hersteller) des IBC stammt, bezeichnet man dies auch als Cross Bottling. Im Gefahrgutbereich braucht ein solcher IBC eine komplett neue Bauartzulassung. Werit verfügt über mehrere UN-Zulassungen – entsprechend der Zahl der (Fremd-)Hersteller, für die sich der universell einsetzbare Innenbehälter eignet.
Im Unterschied dazu wird bei dem unter (anderen) IBC-Herstellern und Rekonditionierern weit verbreiteten Re-Bottling ein gebrauchter, nicht wiederverwendbarer Innenbehälter gegen einen Behälter gleicher Bauart (also vom OEM) ausgetauscht. Hierbei handelt es sich gefahrgutrechtlich lediglich um eine Reparatur, die nach 6.5.4.5.2 ADR eine anschließende (Dichtheits-)Prüfung und Inspektion verlangt.
Zu Werits Bemühungen, die neuen Partner in der Rekondinierbranche für das Cross Bottling von Kombi-IBC mittels der "Unibottle" zu gewinnen, trug laut Müller in letzter Zeit der Umstand bei, dass die Preise des wichtigsten IBC-Rohstoffs, Polyethylen, so stark anzogen, dass viele IBC-Hersteller ob der Materialknappheit ihre Behälterlieferungen an die unabhängigen Rekonditionierer kontingentierten. Auf der anderen Seite gelingt es Werit immer öfter, auf Basis bestehender Kundenbeziehungen neben den eigenen IBC auch IBC anderer Hersteller in nennenswerten Chargen in das Rückholsystem zu lotsen. Für gebrauchte IBC in gutem Zustand gibt es kleine Vergütungen, das ist in der Rekonditionier-Branche gang und gäbe. "Desweiteren ist es für die Kundschaft organisationstechnisch von Vorteil, wenn es bei der Verpackungsrücknahme – egal für welchen IBC – nur einen Ansprechpartner gibt", so Müller. Die Meldungen über rückzuholende IBC laufen zentral an Werits Hauptsitz in Altenkrichen auf. Von dort wird dann, je nachdem wo der Kunde angesiedelt ist, der nächstgelegene Rekonditionierpartner mit der Abholung und Wiederaufarbeitung der IBC beauftragt. Während Werit die Partner dafür immer mit ausreichend neuen "Unibottles" beliefert, werden ausgetauschte Innenbehälter geschreddert und als Re-Granulat etwa in Werits Palettenproduktion oder für die unteren Verstärkungsecken an IBC verwendet.
Werit gelingt es dabei zunehmend, auch aus Branchen, die sich – anders als die Chemische Industrie – bisher nicht besonders mit Verpackungswiederverwendung und Ressourcenschonung beschäftigten, IBC zurückzubekommen. Diese setzen zwar immer nur Neuware ein, so erklärt sich auch das bislang geringe Interesse an IBC-Rücknahmesystemen. Doch kommen von dort reichlich IBC, die sich gut fürs Cross Bottling eignen.
Gleichermaßen gut wie die Beschaffungsseite hat sich auch die Abnehmerseite entwickelt. "Wir verzeichnen in diesem Jahr jedenfalls eine hohe Nachfrage nach PackOne-IBC", so Müller. Damit gelinge es, diese IBC als dauerhafte Alternative zwischen Neuware und lediglich gewarteten bzw. gewaschenen IBC aus der Rekonditionierung am Markt zu etablieren
Greif Germany macht Standort Mendig zum IBC-Kompetenzzentrum | |
Mit einem Investitionsvolumen in zweistelliger Millionenhöhe entwickelt Greif Germany seinen Standort in Mendig (Rheinland-Pfalz) zum Kompetenzzentrum für Intermediate Bulk Container (IBC) in Deutschland. Unter anderem durch den Umzug der IBC-Linie aus Kleinblittersdorf (Saarland) sowie die Einrichtung weiterer Produktionskapazitäten wird ab November der größte Teil der IBC-Produktion in das Mendiger Werk verlegt. Hier betreibt Greif Germany mit Hauptsitz in Köln seit dem Kauf von pack2pack im Jahr 2013 eine der größten Rekonditionierungsanlagen für Industrieverpackungen in Deutschland. Die Zusammenlegung von Wiederaufbereitung und Produktion an dem insgesamt 42.000 Quadratmeter großen Standort schafft nicht nur neue Arbeitsplätze. Vielmehr steht diese unternehmenspolitische Entscheidung zugleich auch für die nachhaltige Sicherung und den sukzessiven Ausbau des IBC-Geschäftes in Deutschland und Europa. "Wir haben damit deutliche Verbesserungspotenziale für unsere Kundschaft erschlossen, nicht zuletzt mit Blick auf die Liefersicherheit", so Marco Krätz, Geschäftsführer von Greif Germany. "Mendig wird weltweit der erste Greif-Standort sein, an dem wir absoluten Full Service im Zusammenhang mit dem IBC-Geschäft anbieten können – von der Neuproduktion über den bundesweiten Rückholservice bis hin zur Rekonditionierung inklusive Re-Bottling und Entsorgung." Daraus erschließen sich zusätzliche Optimierungspotenziale in Bezug auf die Effizienz von produktions- und verfahrenstechnischen sowie administrativen Abläufen. Ganz abgesehen von den logistischen Aspekten, die mit der günstigen geografischen Lage des Werkes zwischen den großen (Chemie-)Industrieballungsräumen im Westen Deutschlands und der perfekten Anbindung an das Verkehrswegenetz einhergehen. In Mendig wird künftig die gesamte IBC-Range von Greif produziert. Neben dem Standard-Container mit und ohne Gefahrgutzulassung gehören auch der Food-IBC mit seiner speziellen Eignung für Transport und Lagerung von Lebensmitteln sowie der "G-Cube Elektron" dazu, ein ableitfähiger IBC für den Einsatz in Ex-Zonen. In Kombination mit Holz-, Kunststoff- oder Hybrid-Paletten sowie unterschiedlichen Armaturen und Einfüllöffnungen ergibt sich eine Vielzahl denkbarer Einsatzmöglichkeiten für flüssige bis pastöse Transportmedien. Greif beschäftigt an dem Standort nahe Koblenz schon jetzt mehr als 100 Mitarbeiter. Auf einer Gesamtproduktionsfläche von 7.400 Quadratmetern wird ein Durchlauf von jährlich rund 500.000 Verpackungen (rekonditionierte und neue IBC) realisiert. "Wir sehen hier beste Chancen, unseren Standort in Mendig dauerhaft als Center of Excellence zu etablieren", erkennt Marco Krätz hervorragende Aussichten für das künftige Engagement des Unternehmens im IBC-Bereich in Deutschland. Mit der offiziellen Inbetriebnahme der IBC-Produktion in Mendig im Rahmen einer Eröffnungsveranstaltung am 27. November 2015 werde man Greifs Wettbewerbsposition festigen und weiter ausbauen. Der Greif-Konzern ist mit insgesamt 16.000 Mitarbeitern an weltweit mehr als 250 Standorten ein weltweit führender Anbieter industrieller Transportverpackungen (Fibre-, Stahl- und Kunststoff-Fässer; IBC; Wellpappe-Behälter und -Transportschutz; Mehrlagenversandboxen und Containerboards). Das Unternehmen wurde 1877 von deutschen Auswanderern in den USA gegründet. Noch heute befindet sich der Hauptsitz in Delaware im US-Bundesstaat Ohio. Seit 1928 betreibt Greif sein Deutschlandgeschäft – heute von Köln aus – mit Produktionsstandorten in Hamburg, Attendorn, Monzingen, Köln, Hückelhoven und Mendig. Exportmärkte sind Skandinavien, die Benelux-Staaten, Österreich, die Schweiz, Frankreich und Osteuropa. |
(aus: gela 10/15, www.gefaehrliche-ladung.de)
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