Grünes Nürnberg

Rückblick – Ende September in Nürnberg zeigte die Verpackungsbranche ihre neuesten Produkte und Entwicklungen, vieles davon unter dem Motto "Öko". Es fand sich aber auch die eine oder andere Gefahrgutverpackung.

Von Stefan Klein

Neue Rekorde fallen nicht jedes Mal: zur diesjährigen Fachpack kamen 41.000 Besucher zu 1.540 Ausstellern – beide Zahlen liegen leicht unter den Rekordzahlen von 2015. Im nächsten Jahr macht die Messe turnusmäßig Pause – schließlich findet schon im Mai in Düsseldorf mit der Interpack die weltgrößte Verpackungsmesse statt. Im Jahr 2018 kann die Fachpack dann einen neuen Anlauf nehmen, die bisherigen Rekordmarken zu brechen.

Zufrieden zeigten sich die Aussteller, von denen genau 500, also rund ein Drittel, ihren Firmensitz im Ausland haben, aber auch in diesem Jahr. 85 Prozent von ihnen erwarten aufgrund der Kontakte und Geschäftsanbahnungen während der drei Messetage ein Nachmessegeschäft, ergab eine Befragung der Messegesellschaft. Neun von zehn Ausstellern wollen 2018 wiederkommen.

Auch die Besucher, von denen 75 Prozent aus Deutschland kamen, wurden von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut befragt. Der typische Fachpack-Besucher ist demnach in der Regel männlich (74 Prozent aller Besucher), in seinem Job in Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen eingebunden (87 Prozent) und bleibt im Durchschnitt 1,2 Tage auf der Messe. Die Ausrichtung der Fachpack auf den deutschsprachigen Raum bzw. Mitteleuropa wird von 80 Prozent begrüßt. Insgesamt bekamen die Besucher in den fünf Ausstellungsbereichen Packmittel, Verpackungsmaschinen, -logistik, -druck und -veredelung 608 Produktneuheiten und Innovationen zu sehen.

Neue IBC-Typen präsentiert

Viele Neuheiten gab es auch im Bereich der Gefahrgutverpackungen. Werit zeigte unter anderem einen ex-geschützten IBC mit 800 Litern Inhalt. Dieser lässt sich im Vergleich zu einem 1.000-Liter-IBC in Kühlcontainern, die ein paar Zentimeter flacher sind als Standard-See­container, aufeinander stapeln. Durch die so mögliche zweite Lage ergibt sich laut Hersteller eine um 60 Prozent verbesserte Laderaumausnutzung in Kühlcontainern. Der POLYex IBC 800 ist nach der Norm Cenelec TR 50404:2003 elektrostatisch sicher und prädestiniert für das wachsende Anwendungsgebiet temperaturkontrolliert zu befördernder Gefahrgüter.

Mauser stellte ebenfalls einen neuen Kombi-IBC namens SM 13 EX UL vor. Mit ihm reagiert man auf aktuelle Marktanforderungen: So stellen leicht entzündbare Flüssigkeiten bei Lagerung und Transport ein hohes, in der Chemielogistikbranche immer stärker wahrgenommenes Risiko dar, was sich auch in steigenden Prämien seitens der Versicherer widerspiegelt. Die in diesem Zusammenhang 2015 abermals verschärfte Richtlinie von Underwriters Laboratories (UL) definiert hohe technische Vorgaben für Kombi-IBC – genau diesen Anforderungen entspricht Mauser nun mit dem ex-geschützten SM 13 EX UL in seiner feuerfesten Abdeckung; er erfüllt auch die US-amerikanische Brandschutznorm NFPA 30.

Schütz hatte bereits bei der Fachpack im vergangenen Jahr den Ecobulk HX als Prototypen vorgestellt. Der IBC ist durch seine konische Form im unteren Bereich, seine optimierte Auslaufgeometrie sowie die tiefliegende Armatur besonders für hochviskose Füllgüter geeignet, es verbleiben dadurch maximal 0,3 Liter Produkt im Behälter. Inzwischen hat sich der Ecobulk HX auf diesem Gebiet Marktanteile zu Lasten von Edelstahl-IBC erobert. Ähnlich erfolgreich ist der 2015 auf den Markt gebrachte Impeller, ein Einweg-Rührgerät aus Kunststoff, das in den HX oder auch den Standard-IBC MX mit den Einfüllöffnungen DN 150 sowie DN 225 passt.

Der weltgrößte IBC-Hersteller hat bereits kurz vor der Messe für seine rekonditionierten IBC eine eigene Marke geschaffen: Recobulk – in Anlehnung an den Markennamen Ecobulk für neue IBC. Auf die Weise will Schütz die enge Verknüpfung von Originalität mit Qualität auch bei wiederaufbereiteten Großpackmitteln verdeutlichen. Ecobulk und Recobulk sind in exakt der gleichen Standardspezifikation verfügbar. Recobulk-IBC werden im Rekonditionierprozess mit einem fabrikneuen Innenbehälter ausgestattet, auch Komponenten wie Schraubkappen, Armaturen und Beschriftungstafel werden komplett durch neue Originalteile ersetzt. Lediglich der robuste Gitterkorb und die Bodengruppe werden – ggf. nach Reparatur – wiederverwendet. Auf die Weise spart jeder so entstandene Recobulk im Vergleich zum Bau eines komplett neuen IBC rund 100 Kilogramm CO2-Emissionen. Mit­entscheidend für den Erfolg der neuen Marke ist die Zusammenarbeit mit ausgewählten Rekonditionierpartnern, die Recobulk-IBC in der gleichen Qualität fertigen wie Schütz, im Gefahrgutbereich inklusive neuer UN-Zulassung für weitere fünf Jahre.

Erster Kooperationspartner ist Bayern-Fass mit seinen drei Standorten in Süddeutschland. Weitere Unternehmen in Deutschland und dem Ausland sollen in das Recobulk-Partnerprogramm aufgenommen werden. Natürlich bezogen Bayern-Fass und andere unabhängige Rekonditionierbetriebe auch schon zuvor Schütz-Originalteile für ihre IBC-Wiederaufarbeitung – neu an der Kooperation ist aber deren Tiefe und die Standardisierung des Reko-Prozesses.

Leistungsfähige Einzelzulassungen

Der Verpackungs- und Ladungssicherungsanbieter Knüppel stellte an seinem Stand eine Granby Gefahrgut-Box mit "UN4D"-Kennzeichnung aus, sie ist für Gefahrgüter aller drei Verpackungsgruppen zugelassen. In der Variante ohne Umreifung – der Verschluss der Holzverpackung erfolgt hier durch Schrauben – ist die Gefahrgut-Box bis zu einem Bruttogewicht von 90 Kilogramm bzw. 85 Liter Verpackungsvolumen für Güter der VG I, von 300 kg bzw. 450 L für VG II und 400 kg bzw. 450 L für VG III einsetzbar. Bei der Variante mit Stahlbandumreifung und Vernagelung liegen die Höchstgewichte für VG II- und VG III-Güter etwas niedriger. Der Hersteller hat für einzelne Kunden indes auch schon Einzelzulassungen bis 180 Kilogramm Bruttogewicht für Güter der Verpackungsgruppe I erreicht.

Knüppel stellte daneben eine zusammen mit dem Wellpappe-Verpackungsproduzenten DS Smith entwickelte Gefahrgutverpackung vor. Sie wurde von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zur Beförderung von Hochvoltbatterien im Ersatzteilversand für Elektro- und Hybridfahrzeuge des BMW-Konzerns zugelassen, und das im weltweiten Einzel- und Sammeltransport sowie unter Nutzung aller Verkehrsträger. Das dreiteilige Verpackungs-Set aus umweltfreundlicher Wellpappe ersetzt eine 22-teilige Mehrstoffverpackung aus vier unterschiedlichen Materialien, die zuvor nur unter erheblichem Verpackungsaufwand genutzt wurde. Die neue, leichtere Verpackung bringt laut DS Smith 65 Prozent Zeitersparnis im Packprozess. Weil sie zudem kleinere Ausmaße hat und stapelbar ist, lassen sich jetzt zwölf statt zuvor lediglich zwei Hochvoltbatterien auf einer IP-Palette aus einem BMW-Ersatzteillager verschicken.

AST Kunststoffverarbeitung stellte ein neugeformtes Deckelfass mit 120 Litern Inhalt für feste (Gefahr-)Stoffe vor. Es hat keine runde, sondern eine leicht elliptische, fast rechteckige Grundfläche von zirka 50 mal 40 Zentimetern. Dadurch lassen sich sechs Fässer exakt auf einer CP 1-Palette (mit dem Maß 1,2 mal 1,0 Meter) stauen, ohne dass sie über den Rand der Palette hinausragen, wie das oft bei Fässern mit rundem Querschnitt der Fall ist. Außerdem ist eine erhöhte Ausführung des Deckelfasses mit 135 Litern verfügbar, um die maximale Ladehöhe im Seecontainer (bei einfacher Stapelung übereinander) auszuschöpfen.

Huber Packaging zeigte auf seinem Stand Weißblechkanister, -eimer und -hobbocks mit integrierten, unsichtbaren Codes. Zur verwendeten Technik und Funktionsweise will sich der Hersteller nicht äußern. Die Codes erweitern sowohl die Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Verwender des Verpackungsinhalts über mobile Endgeräte, als auch den Fälschungsschutz der Ware durch einen Abgleich der Produktoriginalität.

(aus: gela 11/16, www.gefaehrliche-ladung.de)

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