Idee – Welche Potenziale in einer optimierten Verpackung der Produkte liegen, macht das Beispiel von Delo deutlich. Mitarbeiter des Klebstoff-Herstellers wurden für ihr fortlaufendes Konzept ausgezeichnet.
Von Stefan Klein
Mitarbeiter machen nur Dienst nach Vorschrift, wollen andauernd Urlaub und zeigen echten Einsatz nur dann, wenn es um ihre eigenen Vorteile geht? Diese Vorurteile von Arbeitgebern mögen in dem einen oder anderen Fall sicher zutreffen – bei Delo Industrie Klebstoffe läuft es nachweislich anders. Bei dem Unternehmen aus der Nähe von München haben sich vor Jahren Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen wie Einkauf, Vertrieb, Produktion und Versand in einem "Logistik-Team" zusammengetan, um die Auslieferungen wirtschaftlicher und zugleich nachhaltiger zu gestalten. Für dieses Engagement ist der Klebstoffhersteller im vergangenen Jahr u. a. mit dem zweiten Preis des Responsible Care-Wettbewerbs vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) ausgezeichnet worden. "Das Konzept der fortlaufenden Verbesserung, das vom Logistik-Team verfolgt wird, erhöht die Sicherheit und Qualität der Lieferungen. Dabei hält sich der finanzielle Aufwand in Grenzen und die Umsetzung des Projektes ist auch leicht auf andere Firmen zu übertragen", heißt es in der Begründung der VCI-Jury.
Haupterrungenschaft des Logistik-Teams von Delo war es, vor zirka fünf Jahren ein Verpackungskonzept entwickelt zu haben, mit dem sich mehr Produkt pro Karton verschicken lässt. "Während seither unser Umsatz und Warenausstoß um 80 Prozent wuchsen, sind die Transporte nur um 11 Prozent gestiegen – eben vor allem durch das Verpackungsprojekt", bilanziert Christian Walther, Leiter Produktion und Logistik bei dem mittelständischen Unternehmen mit 500 Mitarbeitern.
Delo stellt Hochleistungskleber für verschiedenste Branchen wie (Mikro-)Elektronik, Photovoltaik, Fahrzeug- und Maschinenbau her. Die allesamt lösemittelfreien Kleber enthalten Stoffe wie Acrylate, Epoxidharze oder Polyurethan.
Außer in der Zusammensetzung unterscheiden sich die Kleber nach ihrem Aushärteverfahren: Es gibt lichthärtende, warmhärtende, dualhärtende, Zwei-Komponenten- und anaerob härtende Klebstoffe. Lichthärtender Klebstoff härtet unter Einwirkung von Licht innerhalb von Sekunden vollständig aus – dies ist gerade in Produktionslinien mit kurzen Taktzeiten von großem Vorteil. Warmhärtende Klebstoffe werden hingegen erst im Ofen ausgehärtet. Dualhärtende Kleber härten zwar prinzipiell auch alleine durch Licht aus, zusätzlich hat Delo hier aber noch einen Mechanismus entwickelt, der ein Aushärten mit einer Kombination von Feuchte oder Wärme ermöglicht. Die anaerob härtenden Klebstoffe indes trocknen unter Luftabschluss und gleichzeitigem Kontakt zu Metallionen.
Von 5 ml-Kartusche bis 30 l-Hobbock
Verpackt werden die Hochleistungskleber fast ausschließlich in Kunststoffgebinde: angefangen von der Fünf-Milliliter-Kartusche über Kartuschen und Flaschen verschiedenster Volumina bis hin zu 30-Liter-Hobbocks. Außer bei den Hobbocks werden die Gebinde in einer bestimmten Stückzahl als Innenverpackungen in 4G-Kartons eingesetzt; dazu kommen in der Regel Kühlelemente, ein Temperaturkontrollgerät ("Log-Tag") und Polstermaterial. Die Kühlung ist äußerst wichtig, weil die meisten Klebstoffe zumindest teilweise warmhärtend sind. "Unser Produktportfolio ist daher grundsätzlich in sieben Temperaturbereiche eingeteilt, wobei jeder Bereich zwei Klassen besitzt: Gefahrgut oder Nicht-Gefahrgut", erklärt Walther. Somit gibt es bei Delo intern 14 Transportklassen.
Für die Kühlung werden zwei Varianten der passiven Kühlung eingesetzt: entweder mit Salzwasser (niedrigerer Gefrierpunkt als Wasser!) gefüllte Kühlakkus oder Trockeneis. "Wenn möglich, nutzen wir die wiederverwendbaren Kühlakkus – zum Einen aus Umweltschutzgründen, zum Anderen wegen der zum Teil aufwändigen Gefahrgutvorschriften für Trockeneis", sagt Helmut Barufke, stellvertretender Abteilungsleiter Versand und Kommissionierung bei Delo.
Eine aktive Kühlung während des Transports sei nicht erforderlich, da die normale Transportdauer – sei es ein reiner Straßentransport in Mitteleuropa, sei es der Versand per Luftfracht nach Asien – bekannt ist und zudem noch ein "Sicherheitszuschlag" in die Einhaltung der Kühlkette einkalkuliert wird. Hinzu kommen einige Gebote wie das, dass viele der 14 Transportklassen erst abends verladen werden und dann zunächst einmal in den kühleren Nachtstunden unterwegs sind. "Bei Gefahrguttransporten überprüfen wir darüber hinaus anhand von Checklisten stets die Ausrüstung gemäß Schriftlichen Weisungen", erklärt Barufke. Werden hier oder bei der Abfahrtskontrolle Mängel festgestellt, haben die Mitarbeiter der Logistikabteilung die Unterstützung der Unternehmensleitung, Auslieferungen nach dem Motto "Sicherheit geht vor Verkauf" zu stoppen.
Beim Auffüllen der Leerräume im Karton mit Polsterungsmaterial kommt bei Delo inzwischen aus Umweltschutzgründen fast ausschließlich ein wasserlösliches Naturprodukt auf Maisbasis statt Styroporflocken zum Einsatz. "Und Luftpolsterfolie blasen wir selbst auf", so Barufke.
Optimale Verpackungsausnutzung
Diese kleinen Verbesserungen sind Ergebnis der alle zwei bis vier Wochen stattfindenden Treffen des Logistik-Teams. Dazu zählt zum Beispiel auch die Einführung eines Kantenschutzes für palettierte Hobbocks, um Beschädigungen der Behälter während des Transports zu vermeiden. "Von diesen kleinen, kontinuierlichen Verbesserungen sind Break-Through-Improvements zu unterscheiden, die als Projekte realisiert werden und in die Kunden und natürlich auch Geschäftsführung mit eingebunden sind", erklärt Walther. Als ein solches Projekt gilt das bereits erwähnte Verpackungskonzept. "Dabei haben wir vor allem die Aufnahme der Kartuschen im Karton so verändert, dass im Durchschnitt rund 30 Prozent mehr Gebinde als früher hineinpassen", so Walther. Zudem wurden auch Größe und Form einiger Kartuschen sowie die Größe der Kartons im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Verpackungs- bzw. Palettengröße optimiert.
So etwas wie einen perfekten Endzustand gibt es beim Prinzip des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses nicht. Schließlich können, auch von außen, ständig neue Anforderungen kommen. Dem Delos Logistik-Team wird also die Arbeit nicht ausgehen.
(aus: gela 07/16, www.gefaehrliche-ladung.de)
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