Mitte Mai ging in München die IFAT über die Bühne, die größte Messe der (Ab-)Wasser- und Abfallwirtschaft. Einige Aussteller zeigten dort Verpackungen für gefährliche Abfälle, die oft mitverbrannt werden.
(uh) Mitte Mai ging in München die IFAT über die Bühne, die größte Messe der (Ab-)Wasser- und Abfallwirtschaft. Einige Aussteller zeigten dort Verpackungen für gefährliche Abfälle, die oft mitverbrannt werden.
„Wir brauchen neue Verfahren im Bereich des Kunststoffrecyclings, weg vom aufwändigen und begrenzten mechanischen Recycling hin zu chemischen Verfahren wie der Depolymerisation“, so Michael Schneider, Sprecher beim Entsorgungsunternehmen Remondis. Natürlich müssten auch schon in der Entwicklungsphase Produkte und gerade Verpackungen so gestaltet werden, dass am Ende eines Lebenszyklus‘ alle enthaltenen Rohstoffe zu 100 Prozent wiedergewonnen werden können. „Heute deckt die deutsche Industrie lediglich 14 Prozent ihres Rohstoffbedarfs aus dem Recycling, und das meiste davon kommt aus dem Bereich Altmetalle.“
Ein bereits seit 25 Jahren bestehendes Rücknahmesystem unterhält die RIGK (Rückführung industrieller und gewerblicher Kunststoffverpackungen). Abfüller und Vertreiber von Produkten sind aufgrund der Verpackungsverordnung seit 1992 verpflichtet, Packmittel zurückzunehmen, sie können diese Pflicht aber gegen Gebühr auf Dienstleister übertragen. Wie eben auf die RIGK: Diese garantiert dann im Gegenzug die für Abnahmeindustrien und -gewerbe kostenlose Abholung von Kunststoffgebinden bis zu einer Größe von 220 Litern. Bei sehr gefährlichen Reststoffen werden die Verpackungen thermisch verwertet, es erfolgt keine stoffliche Nutzung etwa in Form von gemahlenem Rezyklat. Insgesamt betreibt die RIGK acht einzelne Rücknahmesysteme, darunter eines speziell für restentleerte Gefahrgutverpackungen (RIGK-G) sowie eins für Pflanzenschutzmittelgebinde aus dem Agrarbereich (Pamira).
Der Verpackungsentwickler Richter & Heß zeigte ein breites Spektrum an Gefahrgutverpackungen: darunter Wellpappkartons mit Inliner für entleerte Druckgaspackungen, einen zwei Tonnen schweren Edelstahlbehälter für maximal 150 Liter Quecksilber (UN 2809, ein Stoff mit sehr hoher Dichte) und – als echte Neuheit – UN-zugelassene Rechteckfässer aus Polyethylen mit Schraubdeckel, die sich in Größen zwischen 40 und 80 Litern volumenoptimiert auf Chemiepaletten befördern lassen. Zudem ging das auch im Bereich der Rekonditionierung tätige Unternehmen zusammen mit den zwölf anderen Mitgliedern des Verbunds Verpackungsrücknahme mit System (VMS) eine Kooperation mit dem IBC-Hersteller Werit ein: Seit kurzem wird Werits Unibottle in alle Kombi-IBC-Gestelle eingebaut, die im Chemnitzer Betrieb anlanden.
Auf der Messe fanden sich auffällig viele Anbieter von Verpackungen für klinische Abfälle (UN 3291). So präsentierten mit 2001 und AP Medical gleich zwei italienische Anbieter ihre Kunststoffboxen für Krankenhaussonderabfälle, beide haben auch stoßfeste Kanülenabwurfbehälter im Programm. Wie die Sonderabfallbehälter sind diese mit ihrem nicht wieder zu öffnenden Verschluss für eine Einmalnutzung ausgelegt, denn Abfälle der Klasse 6.2 werden normalerweise mitsamt Verpackung verbrannt.
Dies ist indes bei den ebenfalls gelben, für UN 3291-Abfälle gedachten Behältern des in Wuppertal beheimateten Herstellers Weber nicht der Fall: diese sind für den mehrmaligen Gebrauch bestimmt, verbrannt wird nur der verpackte Inhalt. Dies mag auch daran liegen, dass die rollbaren Behälter aus HDPE wesentlich größere Volumina zwischen 360 und 1.100 Litern aufweisen.
Die UN-Boxx des Herstellers P. Henkel erinnert in den Größen 120 und 200 Liter an die klassische Mülltonne, auch wenn die Standardfarben rot und grün sind – anders als bei den gelben, blauen oder schwarzen Tonnen in Privathaushalten. Der Behälter besitzt, wie der Name verrät, eine UN-Zulassung für den Transport fester Gefahrgüter wie ölhaltige Putzlappen (UN 3088) oder restentleerte Farbdosen (UN 3175). Der Deckel an der oberen Einfüllöffnung ist auslaufsicher konstruiert. Die UN-Boxx gibt es zudem für Spraydosen (UN 1950) in einer Ausführung „Aero“ mit einer Einwurf-Gummirosette und Belüftungsöffnungen im Deckel.
Dolav, ein israelischer Anbieter mit Repräsentanz in Bad Salzuflen, zeigte seine robusten Sammelbehälter aus Kunststoff, die in bestimmten Ausführungen auch für den Transport gefährlicher Abfälle wie Leuchtstoffröhren (UN 3506) und Blei-Säure-Batterien (UN 2794, bis zu 900 Kilogramm) zugelassen sind.
Remondis Industrie Service präsentierte eine absolute Neuheit: Retron wurde für den Transport größerer, gebrauchter Lithiumbatterien entwickelt. Auf Basis eines ASF-Behälters handelt es sich um eine Lösung, mit der sich bis zu 30 Kilogramm schwere Batterien lagern und befördern lassen. Diese werden zuvor in feuerhemmende Spezialtaschen verschiedener Größen verpackt, so dass sie sich lückenlos in den Behälter einbringen lassen, der eine maximale Bruttomasse von 200 Kilogramm aufnehmen kann. Remondis betont, dass Retron im Gegensatz zu anderen Systemen, wo inerte Schüttgutmaterialien eingefüllt werden müssen, staubfrei sei.
Auch der Stahlbehälter-Hersteller Bauer Südlohn hat einen neuen Behälter für beschädigte und defekte Lithiumionen-Batterien entwickelt, er ist (bisher) allerdings nur für die Lagerung, nicht den Transport zugelassen. Der Lithium-Ionen Lagerbehälter (LIL) ist in vier Größen lieferbar und dreifach stapelbar. Ein besonderer Füllstoff befindet sich allseitig zwischen Innen- und Außenwand. Durch die isolierende Wirkung des Granulats kann ein starker Hitzeeintrag in die Außenwände des Behälters vermieden und eine Verletzungsgefahr oder Entzündung angrenzender Lagermedien unterbunden werden.
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Zeitschrift, 12 Ausgaben pro Jahr
ISSN 0016-5808
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